News von der Glarner reformierten Landeskirche

Weiss man, wer glaubt?

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01.07.2022
Hansjakob Marti aus Matt schreibt über das Zusammenleben auf den Alpen. Wenn die Natur dann ihren Lauf nimmt und aussergewöhnliche Situationen passieren - dann betet so mancher, von dem man es nicht erwartet hätte.

Von Hansjakob Marti, Matt

Eine Arbeitsgemeinschaft, wie man sie auf unseren Alpen regelmässig trifft, ist für circa 15 Wochen Tag und Nacht, wie auch sonntags und werktags, eng gebunden. Es spielt eine Rolle, ob am Feierabend heitere oder ernste Gespräche in Gang kommen. Ob Mitarbeiter nur mit Alkohol den Tag beschliessen können. Ob man angelogen wird oder das Gegenüber ehrlich durchs Leben geht. Ob jeder Andersdenkende verteufelt wird, oder ob bei Gegenargumenten vielleicht doch noch ein Funken Wahrheit zu erkennen wäre. Zwangsweise lernt man so Leute kennen. Oft wird geflucht, meist aber legt sich die Wut bald wieder.

Dabei spielt auch die Natur mit. Wenn man bei anhaltendem Regenwetter bloss noch im Dreck herumhantiert, spielt das weniger eine Rolle, als wenn ein Gewitter mit Blitzeinschlägen in nächster Nähe vorüberzieht. Ich konnte persönlich Leute beobachten, welche in solchen Fällen ihre grosse Klappe hielten und nicht zuletzt Gott um seinen Beistand baten. 

Vor 54 Jahren hütete ich zusammen mit einem zwanzigjährigen Tiroler 130 Rinder. Die Herde stand ziemlich beisammen, als das Gewitter losbrach. Blitzeinschläge unter, neben und über uns. Zu allem Überfluss begann es zu hageln. Plötzlich setzte sich die ganze Herde abwärts Richtung Schlucht in Bewegung. Zuerst langsam, dann immer schneller. Wir versuchten sie mit vollem Einsatz zu bremsen. Vergeblich. Sie stürmten mit geschlossenen Augen an uns vorbei. Wir sahen sie im Geiste bereits tot in der Schlucht unten. Doch plötzlich blieben die Ersten stehen. Auch wenn der Rest blindlings in sie hinein donnerte, bewegten sie sich keinen Meter weiter. 

Damals, als Sechzehnjähriger, bot sich mir ein seltenes Bild. Mein Kumpan, beileibe kein fleissiger Kirchgänger, betete mit zusammengefalteten Händen und dankte Gott für diese Rettung.

 

 

 

 

 

 

 

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