News von der Glarner reformierten Landeskirche

Widerstand und Konsequenz

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02.11.2021
Geboren am 9. Mai 1921 in Forchtenberg im Nordosten von Baden-Württemberg. Am 22. Februar 1943 in München vom Volksgerichtshof wegen landesverräterischer Feindbegünstigung, Vorbereitung zum Hochverrat und Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt und gleichentags zusammen mit ihrem Bruder Hans Scholl und dem Studienkollegen Christoph Probst enthauptet.

Ihr Name verbindet sich mit der «Weissen Rose», einer Gruppe, die in München, Köln, Stuttgart, Berlin und Wien mit kritischen Flugblättern in Telefonzellen, auf geparkten Autos oder an anderen, gut frequentierten Orten ihr nazifeindlichen Inhalte verbreitete und zum Systemwechsel aufrief. Die Aktionen beunruhigten die Machthaber und setzten intensive Nachforschungen in Gang. Die Beobachtungs- und Denunziantenstruktur des nationalistischen Systems sorgten dafür, dass die Aktivitäten rasch auf studentische Kreise in München eingegrenzt werden konnten. Am 18. Februar 1943 wurde Sophie Scholl gemeinsam mit ihrem Bruder Hans bei der Verteilung von Flugblättern vom Hausschlosser und Hörsaaldiener entdeckt und umgehend dem Rektorat gemeldet. Innerhalb von 4 Tagen wurde sie und ihr Bruder zum Tode verurteilt und «aus der Welt geschafft.»

Der Geist des Widerstandes

Sophie Scholl wuchs mit ihren Geschwistern, Inge, Hans, Elisabeth und Werner in einer religiös wie politisch liberalen protestantischen Familie auf. Religiöse Grundwerte und eine offene Haltung gegenüber anderen Ansichten waren zentral. Sophie geriet, genau wie ihre Geschwister in den Taumel des aufstrebenden Nationalsozialismus. Mit seiner Vision eines erfolgreichen Deutschlands und damit verbunden einem Deutschtum, das sich als überlegen inszenierte und in den entsprechenden Organisationen gepflegt wurde,zog er auch Sophie in ihren Bann und weckte ihre Begeisterung. Sie trat 1934 dem «Bund deutscher Mädel» bei und wurde dort Scharführerin.

Wegen des Kontaktes ihres Bruders Hans zur «Jungenschaft vom 1. November 1929», einer Organisation, die nach der Machtübernahme der Nazis 1933 für illegal erklärt worden war, wurde sie und ihre Geschwister 1937 von der Gestapo verhört. Im selben Jahr lernte sie Fritz Hartnagel kennen. Mit dem Offiziersanwärter und späteren Ausbildungsoffizier verband sie eine Liebesbeziehung mit wiederkehrenden Treffen bis dieser 1942 in den Deutsch-Sowjetischen Kriegsdienst einrücken musste.

Religiöse Einflüsse

Die kritische Distanzierung und schliesslich die Abwendung von der Weltanschauung und dem Gebaren des Naziregimes geschah im Frühjahr 1941 und war stark von christlichem Gedankengut beeinflusst. Sophie las während eines Reichsarbeitsdienstes in den Werken des Augustinus von Hippo, was ihr immer wieder spitze Bemerkungen der anderen dienstleistenden Frauen einbrachte. Einen grossen Einfluss auf ihre Haltung übte auch das «Tagebuch eines Landpfarrers» des französischen Schriftstellers Georges Bernaos aus. Gemeinsam mit ihren Geschwistern und dem späteren Schwager Otl Aicher wollten sie versuchen, die dort aufgezeigte Glaubenshaltung «für das Leben zu erschliessen».

Kurzes Engagement

Von Oktober 1941 bis März 1942 arbeitete Sophie Scholl Kriegshilfsdienst in einem Kinderhort, danach begann sie das Studium der Biologie und Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Ihr Bruder Hans studierte dort Medizin und engagierte sich im Widerstand. Er wollte Sophie möglichst aus der Tätigkeit heraushalten, was ihm jedoch nicht gelang. Ab Januar 1943 war Sophie Scholl an der Herstellung und Verbreitung der illegalen Flugblätter beteiligt. Am 18. Februar 1943 wurde sie bei der Verteilung von Flugblättern entdeckt.

Was bleibt

Widerstand kann tödlich sein. Aus biblisch-neutestamentlicher Sicht ist das eine Binsenweisheit. Wo Unterdrückung, Ausgrenzung und Herabminderung von Menschen geschieht, sind Persönlichkeiten wie Sophie Scholl und die Mitglieder der «Weissen Rose» Fingerzeige für eine Lebenshaltung jenseits von Lehrmeinungen und Ideologien – unabhängig von religiöser und ideologischer Färbung.

Heinz Mauch-Züger

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