40 Jahre im Dienst „seiner“ Kirche
Er war der jüngste Sigrist im Kanton, als er 1981 das Amt übernahm. Einen halben Tag wurde er eingearbeitet, dann musste er schauen, wie er zurechtkam. Zudem gab es damals keinen gewählten Pfarrer, sondern nur Aushilfen. Aber mit dem Kirchenrat hatte er es immer gut.
In erster Linie war Toni zuständig für das Kirchgebäude. Nicht nur das Läuten der Glocken und die Präsenz im Gottesdienst gehörten dazu, sondern auch viele Reinigungsarbeiten und diverse Reparaturen. „Und jeden Tag schauen, ob in und um die Kirche alles sauber ist. Manchmal musste ich am Sonntagmorgen Pizzakartons und Bierdosen vor der Kirche wegräumen,“ erzählt er. „Die Kirche ist so zu „meiner“ Kirche geworden. Es war mir immer wichtig, dass alles in Ordnung ist.“
Genauso wichtig wie die Sorge für das Gebäude war Toni der Kontakt mit den Menschen. Freundlich begrüsste er die KirchgängerInnen und schaute, ob die Hörapparate richtig angelegt waren. Flexibel musste er sein, weil die vielen verschiedenen Pfarrpersonen, die er in 40 Jahren erlebt hat, es jeweils ein bisschen anders wollten. Viele Menschen fanden bei Toni ein offenes Ohr. Ganz gleich, ob es spezielle Wünsche eines Brautpaares waren, oder eine Trauerfamilie, die den Abschied eines geliebten Menschen nur schwer verkraftet hat. „Oft habe ich die Leute ja gekannt.“ Besonders schwer war es, wenn Kinder verstorben sind. „Da musste ich mich auf meine Aufgabe konzentrieren und meine Gefühle im Innersten verschliessen“, erzählt Toni. „Nach der Trauerfeier hatte ich dann im Pfarrzimmer nasse Augen.“ Auch auf dem Friedhof hat er oft nach dem Rechten geschaut und so manches Gespräch geführt.
„Ich habe viele gute Lebenserfahrungen gemacht und viel gelernt. Sicher gab es auch mal einen Fehler oder ein Versäumnis, aber wir haben immer versucht, mit allen gute Lösungen zu finden. Ich hatte eine schöne und gute Zeit!“ fasst Toni Keller zusammen. Wenn es beruflich oder privat mal schwer wurde, dann gab er das abends an Gott ab und konnte am nächsten Tag erleichtert und mit neuer Energie wieder aufstehen.
An schöne Hochzeiten, besondere Gottesdienste und gute Konzerte erinnert er sich gerne. Dazu gehörten auch die Berggottesdienste, bei denen er mal Kühe verjagen oder anschliessend Würste bräteln musste.
Das letzte Jahr mit Corona war sehr speziell. Keine Gottesdienste mehr feiern zu dürfen, war hart. Und richtig schwer fiel es ihm, bei Abdankungen Menschen wegschicken zu müssen, weil nicht mehr als 50 Leute in die Kirche durften.
Ende 2020 hat Toni Keller sein Amt nach 40 ereignisreichen Jahren offiziell abgegeben. „Ich bin froh, dass „meine“ Kirche nun bei René Kirchmeier weiterhin in guten Händen ist,“ sagt Toni.
Coronabedingt konnte Tonis Abschied noch nicht gebührend gefeiert werden. Aber das wird bald nachgeholt.
von Pfrn. Christina Brüll
40 Jahre im Dienst „seiner“ Kirche